You are currently viewing Warum gute Business Events nach der Krise noch wichtiger sind

Warum gute Business Events nach der Krise noch wichtiger sind

Erlauben Sie mir, mich mit einem ganz persönlichen Dilemma an Sie zu wenden.

Seit 25 Jahren widme ich mich beruflich voll und ganz der Kommunikation unter Menschen. Genau das ist der Kern unserer Arbeit als Eventplaner. Und ausgerechnet in einer Zeit, in der diese Kommunikation den vollständigen Stillstand erleben und hinnehmen muss, sehe ich nun gleichzeitig eine riesige Chance.

Seit Beginn dieser Zeit – ich kann es nicht anders sagen – entsteht vor mir auch ein Bild von Veranstaltungen, die sinniger, spannender, erlebnisreicher und nachwirkender als je zuvor sein werden. Mehr zu diesem Bild etwas später.

Es war vor einigen Monaten: Mitten in die Vorbereitungen einer neuen Homepage für die Agentur und die Planungen an zahlreichen Kundenveranstaltungen platzt eine Pandemie, die eine globale Gesundheitskrise auslöst. Persönlich, in der Familie und am Markt ist nichts mehr wie es war. Das alles beendete den Flow-Zustand quasi über Nacht.

Für einen Menschen, der sehr gern ab und an eine Veranstaltung besucht oder auch plant, ist die aktuelle Situation sicher ein ernstes Problem. Für einen hauptberuflich Eventplanenden und –besuchenden Kommunikationsfreund wie mich ist die Eventkrise eher ein regelrechter Ausnahmezustand. Für mich zählt Kommunikation zu den absolut faszinierenden Dingen im Leben. Wir kommunizieren eigentlich immer – und auf Veranstaltungen natürlich im Besonderen.

Eine Welt ohne Veranstaltungen – anders gesagt ohne geplante Begegnungen von Menschen – ist für mich nicht nur beruflich sondern vor allem ganz persönlich völlig undenkbar.

Und gerade in dieser Situation geht mir ein Gedanke nicht aus dem Kopf: Dieser kaum fassbare Stillstand aller persönlichen Begegnungen, den wir vor kurzem noch für unmöglich gehalten haben, wird sich als ein unbezahlbarer Motivator erweisen.

Für die Welt der Kommunikation und im Besonderen für Events ist dieses Drama gleichzeitig ein Lehrmeister und die Eventkrise ebenso eine Chance. Alles was wir dafür brauchen ist ein bewussterer und gemeinsamer, selbstkritischer Blick auf lange Gewohntes und vor allem: Neugier auf Veränderungen.

Die Qualität unserer Event-Begegnungen

Die Qualität unserer Event-Begegnungen wird in der Welt nach 2020 enorm steigen. Warum? Ich sehe zwei handfeste Gründe:

Erstens: Unser Bewusstsein für die Rolle eines Gastgebers wird steigen. Kaum jemand wird nach der Wiedereinkehr von so etwas wie Normalität noch trauen, mit der wertvollen Zeit seiner geladenen Gäste mit einer „routinierten“ Veranstaltung zu spielen. Ja oder ja? Bin ich hier noch zu optimistisch?

Nun, dann greift der zweite Grund: Auch unser aller Anspruch als Veranstaltungsteilnehmer und Gast wird enorm steigen. Seit eh und je gehen wir auf dem Weg zur Veranstaltung immer aufs Neue davon aus, dass wir den Besuch schon positiv empfinden werden. Warum sonst sollten wir teilnehmen? Ob nun informativ, anregend, motivierend oder auch einfach unterhaltsam – gut verbrachte Zeit sollte es mindestens sein. Soviel zu den Vorschusslorbeeren. Wir alle aber wissen, wie leichtfertig mancher Eventplaner mit solchen Zielen aus Sicht der Gäste umgeht. Ja oder ja?

Die Zeit nach der Pandemie

Der kleine Unterschied in der Zeit nach Corona wird sein, dass gerade Entscheider und Unternehmer nach solchen Erfahrungen nicht mehr still und leise auf der Heimfahrt ins Lenkrad fluchen werden. Als gelangweilter Besucher werden Sie den oder die Verantwortlichen in Zukunft wissen lassen, dass leichtfertig mit Ihrer Zeit umgegangen wurde. Dass Sie die persönliche Wertschätzung vermisst haben.

Lieblose und uneffektive Events wirken auf Teilnehmer auf allen Sinneskanälen einschläfernd – der Effekt ist unmittelbar, nachhaltig und kaum korrigierbar. Diese Wirkung wird von Veranstaltern häufig ebenso unterschätzt wie der Anspruch ihrer Gäste auf Sinnhaftigkeit. Als Gast kennen Sie das ja selbst. Also Schluss damit! Jetzt!

Wer als verantwortlicher Entscheider ein Unternehmen erfolgreich durch die Zeit dieser Krise lenkt, wird in Zukunft stärker selektieren, auf welcher Gästeliste sein/ihr Name erscheinen darf. Die mitgebrachte Zeit sollte auch inhaltlich gerechtfertigt sein – gut so.

Der Journalist und Autor Holm Friebe empfahl den Sendungsbewussten der Branche schon 2011, „70 Prozent aller Veranstaltungen sein zu lassen, weil die Welt sie nicht braucht. Mit den 30 Prozent potenziell interessanten kann man sich dann mehr Mühe geben“. (Quelle: brandeins Magazin 02/2011).

Sprechen wir doch einfach Veranstalter direkt an, die sich mit falsch verstandener Routine über Neuerungen leicht hinwegsetzen („schon immer so gemacht“, „passt schon“, „wo kommen wir denn da hin?“). Die Zukunft wird beweisen, dass manch fest eingeplanter Gast nicht mehr zum „Augen zu und durch“ bereit sein und dies auch klar und deutlich sagen wird. Bitte denken Sie darüber nach: Sie dürfen sich über flache und unnötige Events natürlich ärgern. Sie sind aber nicht dazu verpflichtet! Als Entscheider*In und Unternmehmer*In können Sie Ihre Zeit auch anders planen. Oder einfach selbst wirklich gute Business-Events unternehmen.

Auch vor März 2020 mussten Veranstaltungen keine eierlegenden Wollmilchsäue sein. Um aus einem belanglosen Ereignis ein gelungenes Erlebnis zu machen, brauchte man – im Gegensatz zur landläufigen Meinung – noch nie „immer mehr“ sondern ganz einfach nur „das Richtige“. Ob informativ, motivierend, zusammenbringend oder auch einfach nur unterhaltend – erlaubt war und ist grundsätzlich alles – unter einer einzigen Bedingung:

Für Teilnehmer*innen sollte vor der Veranstaltung erkennbar und während der Veranstaltung spürbar sein, worum es eigentlich geht. Vollmundige Versprechen und Ankündigungen sollten mindestens gehalten, dürfen aber auch gern übertroffen werden. Überraschungen sind erlaubt. Handshakes und ehrliche, anhaltende Beziehungen werden die Folge sein.

Bleibt die Frage: Ist das für der Zeit nach einer überstandenen Krise planbar? Fokus statt Fülle? Spot an im Event statt Licht aus im b2b?

Sagen wir es so: Die Ausgangssituation ist nicht wirklich anders als sie es immer war:

Events als gelungene Erlebnisse machen Kunden und Mitarbeiter zu Fans und Produkte zu Marken. Weitgehend leidenschaftsfreie Routine-Ereignisse bewirken das genaue Gegenteil. Das war schon immer so und das können wir anderen überlassen.

Und: Mit einem gesteigerten Bewusstsein hierfür werden enorm viele Menschen enorm viel Zeit sinnvoller verbringen. Dann hat die Krise einen bedeutenden Nebeneffekt: Menschen wollen in Zukunft nicht weniger sondern mehr von Angesicht zu Angesicht miteinander reden.

Märkte sind Menschen – und damit ist die Welt doch schon ein Stück besser.

Nur Gutes wünscht Ihnen

Maik Herrmann